1. Europäischer Kulturweg

in Baden-Württemberg

Die Wolfsgrube; nahe des Kulturweges 
bei Bronnbach


„Die Wolff mit der wolffs Gruben zu fahen,
ist überauß gemein und sehr leichlich zu machen“

 


Wolfsgruben waren ab dem frühesten Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert üblich und weit verbreitet. Die sehr gut erhaltene Wolfsfanggrube nahe am Verlauf des europäischen Kulturwegs stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, als sich Wölfe im Sog des 30-jährigen Krieges stark vermehrten und auch für den reichen Bronnbacher Schafhof mit bis zu 1000 eigenen Tieren zu einer zumindest wirtschaftlichen Bedrohung wurden.  Überlebensbedrohlich dagegen waren Wölfe für kleinere Höfe mit vielleicht vier oder fünf Schafen.

Diese allgemein als Wolfsgruben bezeichneten Großraubwildfanganlagen gab es in vielen verschiedenen Ausführungen. Vom einfachen getrichterten Erdloch mit simpler Abdeckung aus nachgiebigem Geflecht, mit senkrecht gestellten Holzbohlen verstärkte oder auch mit glatten Steinen sauber ausgekleidete Fallgruben mit ausgeklügeltem Klappmechanismus und drehbarem Deckel. Gemeinsam ist allen eine glatte Wandung, eine Tiefe von drei bis fünf Metern und der Köder. Ein niedriger Zaun um die Grube zwang die Wölfe zum Springen, was den Druck auf die Abdeckung verstärkte.

In der Mitte der Bronnbacher Grube befand sich ein genügend langer Pfahl mit einer Konsole (z. B. ein ausgemustertes Wagenrad). Auf dieser Konsole wurde entweder ein lebender Köder  oder stinkendes Aas befestigt. Manche Grubenböden wurden mit angespitzten Pfählen versehen.
Die Zisterzienserabtei in Bronnbach verfügte über genügend eigene Ressourcen, um sich technisch aufwändige Fangeinrichtungen zu schaffen, und man darf davon ausgehen, dass immer mehrere Gruben gleichzeitig um die bewirtschaftete Landschaft herum angelegt waren.
Die meisten Wolfsgruben wurden letztendlich zugeschüttet, nachdem man die wiederverwendbaren Mauersteine heraus geholt hatte. Mancher Flurname lässt erahnen, wie geläufig diese Form der Wolfsjagd ursprünglich war. Auch beim Dorf auf der Höh' gibt es noch eine Flur namens Wolfsgrube.


Verfasser: Dirk Vermaaten, Wertheim