1. Europäischer Kulturweg

in Baden-Württemberg

 Niklashausen


Erstmals bezeugt ist der Ortsname wohl 1178 in einer Urkunde von Bischof Reginhard von Würzburg. Die Siedlung entstand aus einem im Besitz der Wertheimer Grafen befindlichen Fronhof, den diese an ihre ritterlichen Lehensträger vergaben. Im 14. Jahrhundert war der Fronhof bereits in vier Teile zerschlagen. Die vier Höfe – dann als Baumanns-, Hergenhans-, Hörners- und Spinnershof bezeichnet – sind noch anlässlich der Zehntablösung 1842 nachweisbar.
Grundherr der gesamten Dorfgemarkung, mit Ausnahme kleinerer Flächen im Besitz der Gemeinde und Pfarrei, war die Grafschaft Wertheim.
Das Dorf selbst entstand im Anschluss an den Fronhof zur Unterbringung der zur Bewirtschaftung  notwendigen Arbeitskräfte. Lediglich die arbeitsintensiven Weinberge konnten die Bewohner selbst bewirtschaften. Im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit lebten nicht mehr als 120 bis 150 Menschen im Dorf, weil mehr Menschen hier nicht ernährt werden konnten. Als Folge der Realteilung zeigte sich eine starke Besitzzersplitterung, sie ist Zeugnis für die Armut der Bewohner.


 

                                                               Rathaus mit Museum

Die alten Kirchenbücher berichten darüber, dass 1780, 1785 und 1791/92 viele Kinder an Blattern (Pocken) verstarben. 1784 wird als „gräßliches Jahr“ beschrieben, in dem viele Kinder an blauem Husten (Keuchhusten) verstarben. 1804 suchten Blattern und „Röthen“ das Dorf heim. 1824 lagen nach einer verheerenden Feuersbrunst 25 Gebäude in Schutt und Asche.
Wegen des vorhandenen Buntsandsteins und auch bedingt durch die geringe landwirtschaftlich zu nutzende Fläche war Niklashausen seit langer Zeit ein Steinhauerdorf.
Nachdem Mitte des 19. Jhd. wegen Reblausbefalles die Weinstöcke an den steilen Hängen vernichtet waren, wurde die Sandsteingewinnung verstärkt betrieben. In mühevoller Handarbeit mussten Abraum und Oberschichten entfernt werden, um die Felsen mit Eisenkeilen abtreiben zu können. Diese wurden dann zu massiven Werkstücken für Haus- und Brückenbau und Denkmäler verarbeitet. Die spärliche Landwirtschaft wurde überwiegend von den Frauen betrieben.


Das Dorf war im Besitz der Grafen von Wertheim, der späteren Fürsten von Löwenstein-Wertheim. Graf Georg von Wertheim führte 1529 in der gesamten Grafschaft die Reformation ein. So berichten die alten Lexika 1801: „Nicklashausen, evangelisch lutherisches Pfarrdorf der Grafschaft Wertheim von 81 Haushaltungen“. Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Menschen aus, überwiegend nach Australien.

                                                                                             Dorfkirche

1806 gelangte Niklashausen an das Großherzogtum Baden und unterstand dem Bezirksamt Wertheim, seit 1936 dem Landkreis Tauberbischofsheim. Bis 1939 war Niklashausen selbstständig und wurde dann ohne Befragen zu Höhefeld eingemeindet. 1960 wurde es wieder eine selbstständige Gemeinde, und 1974 wurde trotz Widerstands die Bildung einer Einheitsgemeinde zwischen Gamburg, Niklashausen und Werbach zur Gemeinde Werbach beschlossen, zu der bereits Wenkheim, Werbachhausen und Brunntal gehörten.
Bereits 1887 wurde eine Wasserleitung, die zweite im Amtsbezirk Wertheim, gebaut. 1891 erfolgte der Schulhausbau, 1903 wurde das Pfarrhaus errichtet, 1953 begann die Bebauung „Mühlflürlein“, 1954 wurde die Tauberbrücke gebaut, 1963 erfolgte die Verdolung des Lauerbachs. 1974 wurde das Feuerwehrhaus und 1988 die Pfeiferhalle errichtet. 1973 wurde die Grundschule aufgelöst.


 

                                                             Beghardenhöhle