1. Europäischer Kulturweg

in Baden-Württemberg

Der Bahnhof Gamburg an der Taubertalbahn

Die Bahnlinie durch das Taubertal von Wertheim nach Lauda wurde 1868 vollendet und in Betrieb genommen. Der Bau der Bahn wurde fünf Jahre nach Planungsbeginn in drei Jahren Bauzeit unter Leitung des Großherzoglich Badischen Oberbauraths Franz Keller ausgeführt. Die Gestaltung der Hochbauten wurde vom Großherzoglich Badischen Baurath Helbling geplant.

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Nach dessen Plänen wurden 1868 entlang der Bahnlinie die Bahnhofsgebäude der Stationen Lauda, Distelhausen, Tauberbischofsheim, Hochhausen, Gamburg, Bronnbach und Reicholzheim fertiggestellt.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs Gamburg wurde architektonisch anspruchsvoll aus massivem heimischem Rotsandstein erbaut und auf Eichenpfählen errichtet, die in den ehemals sumpfigen Untergrund gerammt wurden. Ein erhöhter Bahndamm sollte die Bahnlinie vor Überschwemmungen schützen, dadurch entstand der Bahnhof  zweieinhalbgeschossig.  Er ist mit historisierenden Staffelgiebeln an allen vier Seiten geschmückt.

Das Hanggeschoss bildet den Gewölbekeller, ganz aus Sandstein gestaltet. Das Hochparterre, vom Bahnsteig aus das Erdgeschoss, beherbergte einst die Diensträume für die Bahntechnik und den Fahrkartenverkauf, auch eine Poststelle, und den großen Wartesaal. Das Obergeschoss diente als Wohnung des früheren Bahnhofsvorstehers und seiner Familie, im Dachgeschoss befanden sich Gesindestuben.

Nachdem es keinen Vorsteher mehr gab, wurde der Bahnhof zeitweise als Flüchtlingsunterkunft genutzt,  dann schließlich stand er etliche Jahre leer und erlitt im Inneren Verwahrlosung sowie schweren Brand- und Wasserschaden.

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Als die letzten technischen Installationen der Bahn abgebaut und ins Museum überführt waren, wurde das Gebäude von der Bahn an eine Investorengesellschaft verkauft, die ihn niemals nutzte und schließlich Ende des Jahres 2014 an private Eigentümer versteigerte. Diese fanden großen Gefallen an dem außergewöhnlichen Gebäude und sanierten es während der Jahre 2015 - 2020.
Sehr vieles aus der historischen Bausubstanz konnte erhalten und restauriert werden: massive Dielenböden im gesamten Gebäude und originale eichene Kämpferfenster, Kassettentüren und Staketentreppen, umlaufende Lambrien im Wartesaal, alte Fliesen, Profilstuckdecken, eiserne Geländer und Zäune. Auch die historischen Umlenkräder des Weichenstellwerks im Keller sind unter Glas sichtbar. So wurden die Grundrisse des Bahnhofs bewahrt und schonend umgenutzt.
Heute ist der Bahnhof Gamburg wieder intakt und mit Leben gefüllt. Er wird für touristische  Aufenthalte, Ferien und private Feiern sowie Veranstaltungen genutzt.

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Als Einzelkulturdenkmal steht
der Bahnhof unter Denkmalschutz